Die “böse Schwiegermutter”

Tipps für ein Zusammenleben

Sie ist die Mutter deines Mannes, Oma deiner Kinder und aus deiner Familie nicht wegzudenken. Doch was tust du, wenn sie dein größter Feind ist? Die Figur der „bösen Schwiegermutter“ ist für viele Frauen leider kein Vorurteil, sondern pure Realität. Immer wieder geraten Schwiegertöchter und Schwiegermütter aneinander.

Die anfänglich unterschwelligen Sticheleien können in regelrechte Kriegszustände ausarten. Meistens gehen die passiv-aggressiven Anfeindungen von der Mutter aus. Kleine, spitze Kommentare über die Verhaltensweise oder das Aussehen der Schwiegertochter können tief treffen.

Gerne berichtet sie über die nahezu perfekten Ex-Freundinnen des Sohnes, kritisiert den Kleidungsstil, belächelt die noch bescheidenen Kochkünste oder verändert ungefragt Planungen, weil sie sich für besser organisiert hält. In solchen Momenten bedarf es einiger Beherrschung, um die Tränen der Wut und die bösen Worte, die dir zum Verhalten deiner Schwiegermutter einfallen, zurückzuhalten. Leider kann das Verhältnis zur Mutter auch das zu ihrem Sohn beeinflussen.

Braut mit Blumenstrauß | Foto: via Picsastock von Johnsonphoto Männer geraten zwischen den kratzbürstigen Frauen oft in den Konflikt zwischen der Rolle des geliebten Sohnes und Ehemannes. Wem schenkt er seine Loyalität? Besonders gerne entfliehen die Männer der Situation, indem sie einfach gar nichts sagen.

Oder sie versuchen den Konflikt zu schlichten. Dazu müssen sie sich aber meistens auf eine Seite begeben, nicht selten ist es die der Mutter. Das liegt daran, dass die Schwiegermutter gelegentlich auch die Konflikte auf Paarebene auszufechten versucht.

Bemängelt sie zum Beispiel die Organisation im Haushalt, denkt der Mann im Stillen vielleicht: „Ja, sie hat schon Recht – ein warmes, frisch gekochtes Essen jeden Abend wäre schon nicht schlecht…“. Wenn das der Fall ist, sollte unbedingt ohne das Beisein der Schwiegermutter weiterdiskutiert werden. Unstimmigkeiten zwischen euch sollten auch in diesem Rahmen geklärt werden.

Natürlich lässt sich das Dilemma des Mannes ein Stück weit nachvollziehen. Zwischen zwei Frauen zu vermitteln, die sich emotional in den Streit vertieft haben und beide nur um die Unterstützung des Mannes kämpfen, muss eine nervenzehrende Angelegenheit sein. Um diesen Situationen aus dem Weg zu gehen, sollte der Mann schon bei den ersten Anzeichen auf eine eifersüchtige Mutter die Fronten klären. Auch wenn ihr die neue Freundin nicht passt, ER hat sie sich ausgesucht.

Letztlich handelt es sich immer um einen Machtkampf. Die Mütter müssen den Einfluss auf ihren Sohn zurückschrauben. Besonders wenn es um Hochzeit und Familiengründung geht, ergreift die umsorgende Mama Panik. Noch schwieriger wird es, wenn sie ihr Leben hauptsächlich für ihren Sohn gelebt hat und nicht viele Hobbies außerhalb der Familienfürsorge ausübt.

Dass die Thematik keinesfalls übertrieben dargestellt ist, zeigt auch eine Umfrage aus dem Jahr 2013. Dabei gab nur die Hälfte der Befragten an, ein gutes Verhältnis zu ihren Schwiegermüttern zu haben. Ein Viertel sprach von einer sehr schlechten Beziehung, der Rest stufte sie als neutral oder unterkühlt ein.

Auch unser Sprachgebrauch zeugt von einer Geschichte der Antisympathie, die sich über Jahrhunderte zurückverfolgen lässt. Denken wir zum Beispiel an den „Schwiegermuttersitz“. Damit ist der Notsitz gemeint, der zusätzlich am Heck des Autos ausgeklappt werden kann.

Er ist nicht überdacht und äußerst unkomfortabel – genau das Richtige für das unerwünschte Anhängsel. Der Begriff wurde bereits in den 1930 Jahren geprägt. Der „Schwiegermutterstuhl“ überbietet die Gemeinheit noch: so wird ein Kugelkaktus genannt.

Das Phänomen ist durchaus international. In Vietnam besagt eine Redewendung: „Aber auch nicht eine Schwiegermutter lobt ihre Schwiegertochter und umgekehrt.“, in der Mongolei sagt man: „Gut ist, wenn die Schwiegereltern fern sind und das Wasser nah.“ In Spanien ist man noch direkter: „Die Schwiegermutter spricht Honig und meint Galle.“ Es könnten noch zahlreiche weitere Beispiele angeführt werden, die Schwiegermutter ist eigentlich überall ein eher unbeliebtes Familienmitglied.

Doch wie ist es mit Männern und ihren Schwiegermüttern? Die Konfliktzonen überschneiden sich in diesem Fall einfach nicht so sehr. Schuld daran ist sicherlich noch(!) die alte Geschlechtertrennung. In Sachen Kindererziehung und Haushalt sind es eher die Frauen, die in Konkurrenz zueinander stehen.

Das Tochter-Mutter Verhältnis bleibt durch einen neuen Freund unbeeindruckt bestehen, Rat und Tat wird sich die Tochter auch weiterhin bei ihrer eigenen Mutter holen. Natürlich gibt es auch hier andere Fallbeispiele. Auch Männer können mit ihren Schwiegermüttern aneinander geraten. Dann spielt allerdings weniger Macht und Eifersucht eine Rolle.

Egal, wie du zu deiner Schwiegermutter stehst, eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein hilft manchmal schon weiter, um sie in die Schranken zu weisen. Dein Freund/Mann hat sich nicht umsonst für dich entschieden. Außerdem sollte man einfach darauf gefasst sein, dass es (im besten Fall nur anfänglich) Schwierigkeiten geben wird.

Erwarte gar nicht erst, dass du dich auf Anhieb mit deiner größten Konkurrentin verstehen wirst. Und bringe ihr ein wenig Verständnis entgegen, schließlich wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit auch mal eine Schwiegermutter sein, die einer jungen Frau das Leben ein bisschen schwerer macht.

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