Hinter den Kulissen einer Sängerin

WAS MACHE ICH EIGENTLICH SO DEN GANZEN TAG?

Immer wieder stelle ich fest, dass der Beruf des Musikers für viele sehr abstrakt ist. Was ein Maler in seinem Beruf alles leistet, ist für die meisten völlig nachvollziehbar.

Ebenso die Tätigkeit eines Steuerberaters oder Einzelhandelskaufmanns. Doch was macht man so als Sängerin? Zunächst gilt es den Begriff „Sänger/ Sängerin“ genauer zu definieren.

SÄNGER / SÄNGERIN: WAS IST DAS?

Ein Sänger / eine Sängerin ist jemand, der singt. Unabhängig von der Stilrichtung und vom Niveau. Um den Begriff noch genauer einzugrenzen spielt der Kontext eine große Rolle. In welcher Funktion wird das „Singen“ ausgeübt. Es gibt die Chorsänger, Backgroundsänger und diejenigen, die als Frontmann / Frontfrau einer Band im Rampenlicht stehen.

Wenn man das Niveau, bzw die Ausbildung berücksichtigen will, so kann man zwischen

– Amateur,

– Semi -Professionell und

– Professionell

unterscheiden. Oder zwischen

– ungelernt,

– gelernt (Gesangsunterricht) und

– studiert (Hochschule, Berufsfachschule).

Ich selber habe zwei Jahre lang die Intensiv-Ausbildung an der Neuen Jazzschool München gemacht und mit einem Diplom abgeschlossen. Für die staatliche Anerkennung habe ich nochmal zwei weitere Jahre an der Berufsfachschule für Jazz, Rock, Pop studiert. Ich habe nicht nur Singen und Klavierspielen gelernt, sondern auch Unterrichtsmethodik, Chorleitung, Arrangement und viele weitere berufsspezifische Kurse besucht.

WORIN BESTEHT DIE ARBEIT?

Ich beziehe mich hier auf den professionellen Bereich, da es schließlich um den Beruf gehen soll.

In manchen Musikerkreisen ist die Meinung vorherrschend, dass Musiklehrer lediglich gescheiterte Musiker sind. Dies ist mit Sicherheit dem Umstand geschuldet, dass viele Musiker unterrichten, aber keine talentierten Lehrer sind. Auf der anderen Seite gibt es mäßige Musiker, die begnadete Pädagogen sind.

GESANGSUNTERRICHT

In jedem Fall zählt bei den meisten der Musik- bzw. Gesangsunterricht zu einer der Einnahmequellen um ein monatliches Grundgehalt zu sichern.

Als Dozentin an einem Institut habe ich die Möglichkeit meine Schüler in einem Schulverband zu unterrichten, der neben dem Instrumental- und Gesangsunterricht auch ergänzende Fächer wie Harmonielehre und Bandworkshops anbietet.

Als Privatlehrerin profitieren meine Schüler von der persönlichen Betreuung und der Flexibilität.

SINGEN / LIVE

Meine Hauptaufgabe besteht jedoch darin, zu singen. Anlässe gibt es ja genug.

Mit meiner Party-Band „Munich Dancing Machine“ als Main Act bei der festlichen Gala einer Firma, mit einer Jazzcombo bei der Eröffnung einer Ausstellung oder einer Vernissage, im Duo die Musik für eine Trauung und dem Sektempfang oder mit meiner Brazil Band „Colors of Brazil“ auf diversen Festivals oder in der „Jazzbar Vogler.“

ES GIBT VIEL VORZUBEREITEN

Das was das Publikum zu sehen bekommt ist lediglich die Spitze des Eisberges. Was im Vorfeld alles notwendig ist, um „abzuliefern“ bleibt den meisten verborgen.

Es beginnt damit, mit dem Veranstalter die Rahmenbedingungen zu besprechen.

· welche Art von Musik soll gespielt werden (Rock, Pop,Jazz, Disco)

· welche Besetzung wird gewünscht (Duo, Jazz-Trio, Partyband)

· wie lange soll gespielt werden (Uhrzeit, wieviele Sets)

· wann wird gespielt (Sektempfang, Dinner, Party)

Die Gage spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

ERSATZ SUCHEN

Im Idealfall sind alle involvierten Musiker zum gewünschten Zeitpunkt verfügbar. Falls nicht, muss ein Ersatz (Substitut) gefunden werden. Als Sängerin und Organisatorin ist es nun meine Aufgabe, eine Liste zu erstellen, welche Lieder gespielt werden sollen.

Ich muss für jeden einzelnen Musiker (seinem Instrument entsprechend) die Noten sortieren, und ggf. die Abläufe der jeweiligen Parts (Intro, Vers,Chorus, Solo, etc) vermerken. Nachdem ich ausschließlich mit professionellen Musiker spiele, ist dieser Teil der Vorbereitungen essentiell für einen gelungenen Abend. Alle Musiker sind in der Lage das Notenmaterial auf den ersten Blick zu erfassen und sind darin ausgebildet, die Anweisungen (der Musikrichtung entsprechend) auszuführen.

Das ist vergleichbar mit einer Wegbeschreibung für ein unbekanntes Ziel. Je genauer die Beschreibung ist, je besser die Anhaltspunkte auf der Karte sind, desto einfacher lässt sich das Ziel erreichen.

Je stressfreier die Fahrt, desto unterhaltsamer die Reise. Genauso verhält es sich mit der Musik.

Je besser sich meine Musiker orientieren können, desto mehr können sich alle Beteiligten auf das Wesentliche konzentrieren: Euch ein unvergessliches Event zubereiten.

Trotz aller Vorbereitungen kann es immer wieder zu Unklarheiten im Ablauf kommen. Ebenso stellt sich manchmal heraus ,dass eine Tonart für meine Stimmlage ungeeignet ist. Um solche Probleme aus der Welt zu schaffen, wird geprobt. Jeder hat im Vorfeld seine Noten bekommen und die Lieder zu Hause einstudiert. Die Probe sollte lediglich als Durchlauf dienen, und um oben genannte Situationen zu klären.

ÜBEN ODER PROBEN?

Was spaßeshalber als Makel interpretiert wird, ist für die Arbeit eines Profis unerlässlich.

Eine Amateur Band mag Spaß dabei haben, sich wöchentlich im Proberaum zu treffen um zusammen zu üben, zu reden und um Bier zu trinken. Professionelle Musiker sind meist mit vielen verschiedenen Formationen unterwegs.

Um die Proben effektiv zu gestalten muss jeder Musiker gut vorbereitet sein. Schließlich gehört die Probe genauso zur Arbeit wie die entsprechende Vorbereitung. Für den Musiker bedeutet „Übungszeit“ gleichzeit „Arbeitszeit.“

Ein gängiger Spruch in Musikerkreisenlautet:

„Wer übt fällt den Anderen in den Rücken“

Jeder kennt sicherlich die Situation: In der Firma wird ein Meeting anberaumt, um gemeinsam ein Projekt fertigzustellen.

Leider stellt sich heraus, dass sich niemand (außer man selber) entsprechend Vorbereitet hat, und sich dadurch die Besprechung endlos in die Länge zieht. Man stelle sich eine klassische Orchesterprobe vor, bei denen 20 von 50 Musikern ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben.

Üben bedeutet also, selbständig das Notenmaterial zu sichten, die Lieder durchzuspielen und schwierige oder solistische Passagen einzustudieren. Unter „Proben“ versteht man das Aufeinandertreffen der Beteiligten und das gemeinsame Musizieren.

Besonders gut trifft es das Sprichwort:

„Geübt wird zu Hause.“

SPIELZEIT IST NICHT GLEICH ANWESENHEIT

Ein Punkt, der leider oftmals nicht wirklich wahrgenommen wird, ist die Anwesenheitszeit pro Person. Wenn ich für drei Stunden gebucht werden, bedeutet das nicht, dass ich nur drei Stunden vor Ort bin. Mindestens die gleiche Zeit muss man für Auf- und Abbau einkalkulieren. Verzögerungen während des Programms sind nicht mit eingerechnet.

Besonders bei einer Hochzeit besteht die Gefahr, dass die Gäste den Abend mit ihren Beiträgen gestalten, dies jedoch vom Brautpaar im Zeitplan nicht ausreichend beachtet wurde. Schnell kann sich der Ablauf um eine Stunde verschieben.

Wurde die Band für drei Stunden, von 21h bis 24h Uhrgebucht, wird jetzt der Feierabend auf eine Stunde nach hinten verschoben. Hinzu kommt, dass ohnehin niemand nach Ablauf der Zeit sofort das Instrument zur Seite legen und den Heimweg antreten würde.

Wir finden immer gemeinsam mit dem Veranstalter und dem Publikum einen guten Abschluss, damit die Feier allen in bester Erinnerung bleibt.

Als Beispiel:

Stell dir vor, dein Chef würde von dir erwarten, dass DU ein Stunde länger arbeiten sollst, weil ER zu spät zur Arbeit gekommen ist.

DER GROSSE AUFTRITT

ANFAHRT / ABFAHRT

Wenn ich mit meinem Pianisten zusammen eine Trauung musikalisch gestalte, sind wir meistens 45 Minuten vor Beginn vor Ort um alles in Ruhe aufzubauen, die Lautstärke einzustellen und uns mit dem Pfarrer / Pastor abzusprechen.

Für die Anfahrt planen wir mindestens 20 Minuten mehr ein, als von Google Maps veranschlagt. Dann kommen wir trotz Stau und Verkehrsbehinderungen nicht in Schwierigkeiten.

Manchmal werde ich nur für 2 oder 3 Lieder gebucht. Der zeitliche Aufwand ist allerdings der selbe, als würde ich den gesamten Gottesdienst (inkl Kirchenlieder) musikalisch gestalten.

Achja, nach Hause fahren muss ich ja auch noch irgendwie.

AUFBAU / SOUNDCHECK

Wenn ich mit meiner Partyband „Munich Dancing Machine“ gebucht bin, ist die Situation etwas anders. In der Regel kümmern wir uns (je nach Saalgröße) selber um die notwendige Technik (PA, Mischpult, Verstärker, Instrumente, Mikrofone, etc).

Darüber hinaus muss die Anfahrt für die Musiker, die Instrumente und das Equipment sinnvoll koordiniert werden. Wenn alle den Veranstaltungsort erreicht haben, wird ausgeladen und aufgebaut.

Wenn alles erfolgreich verkabelt ist, kommt der Soundcheck. Wie klingt es im Saal? Ist alles gut zu hören? Ist die Musik zu laut / zu leise? Hat sich der Veranstalter zum Dinner etwas Jazz gewünscht, ist die Lautstärke selbstverständlich geringer, als beim Party Teil. Die Gäste sollen von der Live Musik profitieren, aber nicht von ihren Gesprächen abgelenkt werden.

„Wenn die Leute klatschen, war die Musik zu laut,“ lautet ein weiteres Sprichwort.

ALLES WIE GEPLANT?

Dadurch wird die Hintergrundmusik ganz klar von einem Konzert unterschieden. Sobald alles vorbereitet ist, wie es zuvor mit dem Veranstalter besprochen wurde, hat die Band Zeit sich, dem Anlass entsprechend, umzuziehen.

Schließlich soll ja optisch nichts auf die Anstrengungen im Vorfeld hindeuten. Unser Ziel ist es, dass die Gäste nichts von all dem mitbekommen. Alles was sie zu sehen bekommen ist der Ausblick auf eine wundervolle Veranstaltung.

Bei jedem Anlass gibt es Faktoren, die den Ablauf verzögern. Die Gäste verspäten sich, das Essen ist nicht rechtzeitig fertig, die Rede dauert länger als gedacht. Für mich als Bandleader und Verantwortliche bedeutet das: Flexibel bleiben!

Ich bleibe in ständigem Kontakt mit den anderen beteiligten Dienstleistern, damit ein Rädchen perfekt ins andere greift und wir gemeinsam auf einen großartigen Höhepunkt zusteuern.

GAGE UND HONORAR

Glücklicherweise erfährt die Livemusik ein großes Comeback. Wo früher iPod und DJ gewünscht wurden, sieht man vermehrt wieder echte Menschen mit echten Instrumenten. Musiker sind auch nur Menschen.

Und obwohl wir lieben was wir machen, müssen wir uns auch darum kümmern, dass wir für eine professionelle Leistung auch entsprechend honoriert werden. Wir sind eben keine Hobby Musiker, die sich für eine warme Mahlzeit und ein Bier stundenlang auf die Bühne stellen.

Falls mir das wegen Krankheit oder anderen Gründen unmöglich ist, kümmere ich mich selbständig und in vollem Maße um Ersatz.

DIESE QUALITÄTSSTANDARDS MACHEN DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN AMATEUR UND PROFI.

UMSONST SPIELEN?

Seit einiger Zeit macht in Musikerkreisen ein Artikel die Runde, in dem es um ein Restaurant geht, das versucht Live Musik in ihren Räumen zu etablieren.

Dieser lustige Schriftwechsel verdeutlicht, mit welchen Problemen sich Selbständige in Kreativen Berufen auseinandersetzen müssen.

ANFRAGE

Wir sind ein kleines Restaurant und suchen auf diesem Wege Musiker, die bei uns spielen wollen, um bekannt zu werden. Wir können zwar keine Gage zahlen, aber wenn die Musik bei unseren Gästen ankommt, können wir auch an den Wochenenden Tanzveranstaltungen anbieten. Wenn Sie also bekannt werden möchten, melden Sie sich bitte bei uns.

ANTWORT

Wir sind eine Gruppe Musiker, die in einem recht grossen Haus wohnt. Wir suchen ein Restaurant, das gelegentlich bei uns Catering macht, um bekannt zu werden. Wir haben zwar kein Geld, aber wenn Ihr Essen schmeckt, können wir das gern regelmässig machen. Das wäre eine gute Reklame für Ihr Restaurant. Bitte, melden Sie sich bei uns.

DARF ES ETWAS MEHR SEIN?

Ähnlich verhält es sich mit der Verlängerung der Spieldauer. Wenn ich als Sängerin für drei Sets a 45 Minuten gebucht werde, dann bezieht sich das Honorar auf die Vereinbarte Länge. Ich plane mir immer einen gewissen zeitlichen Puffer ein, damit ich flexibel reagieren kann. Jedoch sollte sich die Verzögerung im Ablauf in Grenzen halten (siehe Punkt „Anwesenheit“).

Ein kleines Gespräch zwischen Dienstleister und Veranstalter wirkt oft Wunder. Leider stoße ich manchmal auf Unverständniss. Argumente sind dann z.B. „Mir würde es ja nichts ausmachen, schließlich gäbe es ja auch etwas zu essen,“ oder „Singen Sie doch noch ein bisschen länger! Sie müssen eh noch warten mit dem Abbauen, bis die Gäste gegangen sind.“

Versucht mal im Restaurant, mit ähnlichen Argumenten, ein Dessert zu ergattern. Oder bittet den Kellner, Euch umsonst Wein nachzuschenken. Schließlich mache es ihm keine Mühe, und die Flasche sei sowieso schon offen.

EINE KOSTENLOSE KOSTPROBE GEFÄLLIG?

In der Kreativbranche ist es normal, dass mal schnell einen kostenlosen Entwurf macht oder ein Probe-Exemplar verschenkt. Wenn es dem Kunden dann gefällt, gibt es vielleicht einen Auftrag. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

IN DIESEM VIDEO WIRD DAS GANZE AUF DIE SPITZE GETRIEBEN.

ICH GEBE EUCH MEIN WORT!

Eine Kreative Leistung ist oft nicht mit herkömmlichen Mitteln zu messen. Daher spielt gerade in diesem Bereich das Vertrauen eine große Rolle. Ich gebe Euch mein Wort, Euch mit all meinem Wissen und meiner Erfahrung zur Seite zu stehen, damit Eure Veranstaltung ein unvergessliches Ereignis wird. Und ich hoffe, Ihr vertraut mir, dass ich Eure Wünsche nach Euren Vorstellungen umsetze.

Teilst Du den Artikel, wenn er Dir gefallen hat? Dann haben Deine Freunde auch Spaß daran. Dankeschön!

Inhaltsverzeichnis