Die Sache mit der Verlobung

eine Braut erzählt

Rosenblätter, Champagner, ein loderndes Kaminfeuer? Wunderkerzen und romantische Worte auf dem Empire State Building? Ein funkelnder Ring unter dem Weihnachtsbaum?

Den eigenen Hochzeitsantrag hat sich doch bestimmt insgeheim fast jede Frau schon mehr als nur einmal ausgemalt. Allerdings liegen zwischen dem träumerischen Ausmalen und der Realität manchmal Welten: ich erinnere mich ziemlich genau an ein Jahr zurück!

Urlaub am Meer I Unsplash.com von Tim Mossholder Mein Freund und ich sitzen an einem normalen Tag nach der Arbeit am Esstisch, als er mich plötzlich fragte, ob ich denn eigentlich bald heiraten wolle. Ich erwähnte, dass ich es großartig fänd, im kommenden Jahr zu heiraten und dachte, die Hochzeit wäre damit beschlossene Sache.

Man muss dazu wissen, dass mein inzwischen Ehemann eher von der praktischen, rationalen Sorte ist und ich mich damit ganz gut abgefunden habe. Am kommenden Tag wollte ich also mit der Planung beginnen, bis er mir dazwischengrätsche und mich fragte, ob ich jetzt völlig übergeschnappt sei. Er hätte mir ja noch nicht einmal einen richtigen Antrag gemacht. Also doch, es sollte also doch noch etwas Größeres kommen- Jackpot! Nun begann das Warten…

Tage fühlten sich wie Wochen an und in jeder Verabredung sah ich den potentiellen Antrag kommen. Anstatt mich ganz entspannt zurückzulehnen und mich auf das zu freuen, was noch kommen sollte, machte ich mich und alle Menschen um mich herum völlig verrückt- meinen lieben zukünftigen Ehemann wohl am allermeisten. Mir wäre es lieber gewesen, die Hochzeit ganz rational bei Pasta und Entschlackungstee beschlossen zu haben, als alles aus der Hand zu geben und zu warten.

Ganze 6 Wochen später fuhren wir dann für ein paar Tage nach Hiddensee: menschenleere, verschneite Strände, Sonnenuntergänge und halb eingefrorene, rote Nasen- Gibt es bessere Voraussetzungen für DEN Antrag? Er sah das irgendwie anders. Update Nummer 1 an meine Schwester in Berlin: “Ich glaube das wird hier nichts mehr…Er zeigt keine Anzeichen und ignoriert meine”.

Am kommenden Tag standen wir beim Sonnenuntergang in einer zufällig entstandenen Sandbank in Herzform- HALLO? In Herzform, kitschiger geht es wohl kaum. Er fand es “witzig”. Update Nummer 2 an meine Schwester: “Keine Chance, der Drops ist gelutscht…”

Es war am Morgen unserer Abfahrt, als wir eine Fahrradtour quer über die Insel machten, die in jeglicher Hinsicht anders endete als wir uns das beide vorstellten. Ich hatte schlechte Laune, Hunger und sollte dann auch noch bei -5 Grad einen Weg mit gefühlt 140%iger Steigung in Richtung Leuchtturm hochfahren. Keuchender Weise versuchte ich irgendwas wie: “Da fahre ich nicht hoch, mach doch deine blöde super sportliche Fahrradtour alleine, ich steige jetzt ab und schiebe” in seine Richtung zu schreien.

Als wir schließlich oben ankamen und ich mit einem Müsliriegel und einer Tasse Tee wieder halbwegs beruhigt war, ging er auf die Knie und stellte die Fragen aller Fragen, völlig unerwartet, in einem Moment, der nicht echter, nicht mehr WIR hätte sein können. Die Welt blieb stehen und alles war perfekt unperfekt. 6 Monate später sagten wir dann beide JA!

Also, wenn Ihr gerade genauso sehnsüchtig auf Euren Antrag wartet, entspannt Euch, lasst mal die Zügel los. Wo steht geschrieben, dass es ohne den glitzernden Eifelturm und vom Himmel fallender Blütenpracht nicht geht? Schließlich sollte der Mensch, den Ihr heiraten möchtet ja am Besten wissen, was Euch am Ende glücklich macht. Also zurücklehnen und einfach nur JA sagen.

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